Chronik


Die Ursprünge der Musikkapelle 
liegen im Kirchenmusikcorps der Pfarrei Merazhofen. 1769 werden erstmals Sänger in der Kirchenpflegerechnung
genannt. Um 1790 heißt es dann schon die Kirchenmusikanten. Mit dem Ende des alten deutschen Reiches gibt
es auch einen Umbruch in der Kirchenmusik. Wie aus einem Briefentwurf des damaligen Pfarrer Columban Natter
an den Patronatsherrn hervor geht wurden neben der neuen Orgel weitere Instrumente angeschafft.
Die Blasinstrumente werden zwar nicht namentlich genannt, es ist aber von der Feldmusik (Militär) die Rede.
Der bisherige Leiter der Kirchenmusik, der Schulmesner Fidel Kaspar muß sein Amt an Johann Martin Schneider
aus der Au abgeben. Dieser leitet das Kirchenorchester bis 1822. In diesem Jahr wird Franz Anton Knoll aus
Menelzhofen Schulprovisor (Gehilfe) in Merazhofen und übernimmt auch die Leitung der Kirchenmusik. 
Er wohnt von Anfang an bei Johann Martin Schneider in der Au und heiratet 1825 seine Tochter Theresia.
Lehrer Knoll übt sein Amt als Organist und Leiter des Kirchenorchesters über 50 Jahre bis kurz vor seinem Tod im
Jahre1872 aus. Die Leitung der Kirchenmusik übernimmt nun Lehrer Seefelder, der 1866 schon den Schuldienst
von Lehrer Knoll übernommen hatte. Am 14.6.1873 unterzeichnet Lehrer Seefelder erstmals die Quittung für die
Entlohnung der Kirchenbediensteten. Sie bestand in einem Fest das die Kirchenpflege am Corporis Christi Fest
(Fronleichnam) ausrichtete. Der sogenannte " Trunk " wie ihn Lehrer Seefelder bezeichnet wird ab 1730 regelmäßig
in der Kirchenpflegerechnung erwähnt. Da er das Wort Trunk in Anführungszeichen setzt deutet er an das er die
Sitten und Gebräuchen in Merazhofen distanziert betrachtet. Dies dürfte sich auch auf die Kirchenmusik ausgewirkt
haben. Nach dem Tod von Lehrer Knoll 1872, der die Kirchenmusik ein halbes Jahrhundert geleitet und geprägt hat,
ist es nicht verwunderlich, daß es unter Leitung von Lehrer Seefelder zu einer Neuorientierung in der Kirchenmusik
kommt. Da es für die Bläser anscheinend keine Verwendung mehr gab gründen die Bläser des Kirchenorchesters
1874 die Musikkapelle Merazhofen. Sie lagen damit auch voll im Zeitgeist, jedenfalls wird im gleichen Jahr auch die
Musikkapelle Waltershofen gegründet.

Beim Musikfest zum 60 jährigen Bestehen der Kapelle vermerkt Dirigent und Schriftführer Gordian Rudhart im Protokoll,
daß nach Aussagen von alten Leuten schon um 1840 eine Kapelle bestanden habe, es aber keine schriftlichen
Aufzeichnungen gebe.

Aus dem Jahre 1823 stammt nun ein sicherer Beleg über Blasinstrumente. In einem Brief der
Mutter an ihren Sohn Franz Josef Vochezer von Merazhofen, der seinen 6 jährigen
Militärdienst in Ulm ableistet heißt es:

,, Weil Du jetzt bei deiner Kompanie zum Trompete blasen angehalten wirst, mußt Du es Dir
gleich wohl gefallen lassen, damit Du dich nicht unbeliebt machst".

In einer Dissertation zum Thema Vereinödung berichtet Amtmann Kümmerle von einem
Benedikt Vochezer Bläser im Musikcorps zu Merazhofen. Benedikt Vochezer heiratete 1792
nach Merazhofen und ist 1842 gestorben. Es gibt zwar keine genaue zeitliche Zuordnung,
man kann aber davon ausgehen daß er schon spielen konnte als er nach Merazhofen kam.
Neben seinem oben erwähnten Sohn Franz Josef war sein Sohn Josef Anton Bläser. Er wurde
Lehrer in Christazhofen, übernahm den Kirchenchor und hat 1845 die Musikkapelle
Christazhofen gegründet. Pfarrer Schmid berichtet 1930 in seiner Chronik daß er ein
gottbegnadeter Sänger und Musikant war.

Gründung der Musikkapelle Im Jahre 1920 beschloß die Musikkapelle ab jetzt ein Protokollbuch zuführen, in dem sämtliche wichtigen Beschlüsse und Aufführungen festgehalten werden. Der Dirigent und Schriftführer Gordian Rudhart hat durch Befragung der älteren Musiker die Geschichte seit der Gründung im Jahre 1874 rekonstruiert. Hauptzeuge ist dabei Alfons Marschall aus der Uttenmühle, der sich in die Albrismühle verheiratet hatte. Wie aus den Aufzeichnungen hervor geht hat der ehemalige Militärmusiker (Es-Klarinette) Konstantin Steible von Baldenhofen mit 10 weiteren Musikern die Musikkapelle als Harmoniemusik gegründet. Mit 11 Musikanten hat er das erste Konzert aufgeführt.


Probelokal 1921 Vor dem 1.Weltkrieg fanden die Proben der Kapelle abwechselnd in den Merazhofer Wirtschaften statt. Es wurden dabei wie Dirigent Gordian Rudhart berichtet 1- 2 Liter Bier getrunken. Durch die vielen Proben für die Wertungsspiele kam in der schlechten Zeit nach dem 1.Weltkrieg so mancher Musikant in finanzielle Bedrängnis. Die Musikanten waren froh darüber dass ihnen Sackmüller Johannes Vochezer im Stüble einen Raum zur Verfügung stellte. Betreut wurde der Raum von der Witwe des Gründungsdirigenten Steible die in dem Haus wohnte.1946 mußte sich die Musikkapelle dann einen anderen Raum suchen. Schlechte Stimmung 1921 Die schlechte Stimmung bezog sich aber nur auf die Instrumente in der Kapelle. In einer Aktion wurden sämtliche Instrumente repariert und gestimmt. Die Kosten von 1800 Mark wurden durch Spenden aus der Pfarrei gedeckt. Die Musikkapelle konnte so vorbereitet an ihrem erste Wertungsspiel beim Musikfest in Wangen teilnehmen. Inflation 1923 Die Musikkapelle hatte zwar das Glück daß ihr Vermögen hauptsächlich in Sachwerten bestand, sie hatten aber trotz dem ihre liebe Not damit. So mußte z.B. eine neue Fahnenstange angeschafft werden, diese mußte aber mit Butter und Eier bezahlt werden. Es fanden sich dafür in der Pfarrei doch einige großzügige Spender die, die Naturalien bereitstellten. Wie aus dem Kassenbericht vom 30.1.1924 hervor geht war es Kassier August Schädler trotzdem gelungen einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Der Schriftführer vermerkt: ,,Die Umsatzzahlen waren so groß, daß man sie kaum denken kann. Einnahmen und Ausgaben jeweils 200 343 817 Mark". Schwere Zeiten Es ist allgemein bekannt das Ende der 20er Jahre Deutschland in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise steckte. Dazu kam noch daß die Kapelle durch tragische Ereignisse in der Gemeinde getroffen wurde. In dieser Zeit war die Musikkapelle auch beim Theater spielen aktiv. Am Gumpigen Donnerstag 1926 kam es zu einem tragischen Unglücksfall, der 26 jährige Bassist Georg Kolb von Bachholz hatte eine verzweifelte Rolle zuspielen, in der er eine Vorderladerpistole auf sich selbst richtete. Der Rolle gemäß hätte ihm ein anderer Spieler die Pistole abnehmen müssen. Bevor er jedoch seinen Text ganz gesagt hatte löste sich der Schuß und traf ihn ins Herz. Er fiel tot zu Boden und der anwesende Pfarrer konnte nur noch die Sterbegebete für ihn beten. Man kann sich das Entsetzen der Anwesenden vorstellen. An Theater spielen mag dann niemand mehr denken und es dauerte über 3 Jahre bis es wieder eine Aufführung gab. Die Kapelle mußte dann wegen ihrer schwachen Besetzung erst einen neuen Bassisten schulen, wofür sich sein Bruder August zur Verfügung stellt. Die Kapelle war auch finanziell schwer getroffen. Das Theater spielen war für die Musikanten eine gute Einnahmequelle und so hatte man sich im vorigen Jahr entschlossen eine neue Bühne zubauen. Da die Kasse nicht genügend Mittel hatte wurde bei einem Mitglied das nötige Geld geliehen.


Musikball 1934 Am Fastnachtsdienstag 1934 veranstaltet die Musikkapelle bei Wirt Albrecht ihren ersten Musikball. Sie hatte zwar schon öfters Fastnachtsveranstaltungen gemacht aber hier wird er im Protokoll erstmals als Musikball bezeichnet.


Vereinsgründung 1935 Die Musikkapelle war immer mehr oder weniger in finanziellen Nöten. Im Jahr zuvor hatte die Gemeinde Gebrazhofen erstmals an die 3 Kapelle in der Gemeinde einen Zuschuß gezahlt. Es lagen große Aufgaben vor der Kapelle. 1935 sollte das 60 jährige Jubiläum nachgefeiert werden und dazu wollte man eine Uniform anschaffen. Dirigent Rudhart hatte geklagt das beim Musikfest in Waldsee vor 2 Jahren von 43 Kapellen Merazhofen die einzige war die noch keine Uniform hatte. Seit längerem wurde überlegt wie dem abgeholfen werden könnte. Den Verantwortlichen war klar daß sie diese Aufgaben nur mit Hilfe der Gemeinde lösen konnte und so wurden zur Generalversammlung am 10.Feb.1935 weitere Gäste eingeladen. Erschienen sind Ortsgruppenleiter Hauptlehrer Schätzle, Kirchenpfleger Bischofberger und die Vorstände des Kriegervereins Hermann Maier und Josef Kolb. Der Pfarrgemeinde sollte Einblick gewährt werden in die Finanzen der Kapelle. Lehrer Schätzle machte die Anregung ob die Kapelle nicht durch passive Mitglieder erweitert werden könnte. Dieser Vorschlag wurde allgemein begrüßt. Die Musikkapelle hatte für den 17.Februar einen Familienabend geplant und so wurde beschlossen an diesem Abend die Pfarrgemeinde über die Pläne der Kapelle zu Informieren. Es wurden an diesem Abend gleich Nägel mit Köpfen gemacht und beschlossen einen Verein mit passiven Mitgliedern zu Gründen. Als Beitrag wurde 1 Mark jährlich festgelegt. Ein paar aktive Musikanten gingen mit Listen durch wo sich die passiven Mitglieder eintragen konnten. Daneben kamen 102 Mark als Spenden für die Musikkasse zusammen. Zum Schluß wurde beschlossen am 3.März eine Versammlung im Stieg zuhalten, zur Wahl der Vereinsführung. Am 3. März 1935 wurde dann der Musikverein Merazhofen gegründet. Durch die Mitgliedsbeiträge der passiven Mitglieder sollte die Kapelle auf ein solides finanzielles Fundament gestellt werden. Dazu kamen dann 24 aktive Musiker 80 passive Mitglieder zusammen um die Vereinsführung zu wählen. Als 1.Vorstand wurde Bauer Andreas Gruber von Meggen gewählt. Sein Stellvertreter wurde Schmiedemeister Gebhard Milz von Uttenhofen. Schriftführer und Dirigent war Gordian Rudhart. Vizedirigent wurde Fidel Marschall. Die Kasse übernahm Andreas Netzer von Baldenhofen/Berg. Uniform 1935 Am 12.April 1935 kamen die Musikanten bei einer Musikprobe endlich zum Entschluß eine Uniform anzuschaffen. Voraussetzung war wenn die Musiker 2/3 der Kosten bezahlten das letzte drittel von der Pfarrei beglichen wird. Die Vorstandschaft hat dann darüber beraten und kam zu dem Beschluß, daß zuerst Angebote von mehreren Schneidern eingeholt werden müssen um die Kosten fest zustellen. Für den Rock wurde blauer Stoff mit Schwalbenmuster verwendet. Den Zuschlag für 26 Uniformen erhielt letztendlich Schneidermeister Reich von Enkenhofen für die Gesamtsumme von 1420 Mark. Zusammen mit der Schirmmütze kostete die Uniform also 51 Mark. Am Herz ­ Jesu ­ Fest spielte die Musikkapelle zur allgemeinen Freude zum erstenmal in der neuen Uniform. Fast 40 Jahre lang prägte sie das Aussehen der Kapelle.